An ungeraden Tagen neu

Montag, 7. April 2008

Levi's Electric Disco

Nachdem die Pseudo-Kacke mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Analog-Synthesizer endlich vorbei ist, tanzen alle Kinder zu zwei Plattentellern und einem Macintosh. Mstkrft und Punks Jump Up waren zwar sehr gefällig und haben fast nur auf die Zwölf gehauen, aber eben auch den Eindruck vermittelt, sie seien die Headliner des Abends - und nicht Shitdisco.

Zur Zeit gibt es gute DJs für elektronische Musik. Es gibt gute Live-Elektronik mit Software. Es gibt gute Live-Elektronik mit Hardware. Es gibt Leute, die die morbiden Geräte aus den 80ern kaufen und zusammen mit anderen Instrumenten damit tolle Musik machen. Es gibt gute Rockbands mit Disco-Anleihen.

Wo könnte der musikalische Mehrwert einer Projektes wie Shitdisco liegen?

Man könnte dieses Projekt wie folgt beschreiben. Es wird versucht, was irgendjemand für elektronische Musik hält, mit der Besetzung einer Rockband und einem Analogsynthesizer nachzuspielen.

Der Nutzen könnte sein, mehr direkte Kontrolle über einzelne Töne zu haben, als dies bei einer Drum Machine und einem Sequencer Bass der Fall ist.

Dafür müsste man aber seine Instrumente beherrschen, und das tun Shitdisco nicht. Sie müssen sich Mühe geben, ihre drei Töne auch zu treffen. Deswegen trinken sie auch Wasser auf der Bühne und kein Bier.Der Schlagzeuger hat als einziger was drauf. Er arbeitet hart, die Masse der Beats, die mit einer Drum Machine möglich wären, mit der begrenzten Anzahl seiner Extremitäten zu spielen.

Wollte man elektronische Musik auf andere Art nachspielen, macht die Besetzung von Shitdiso wenig Sinn. Vorstellbar wären zwei Schlagzeuge, ein Bass, zwei Analogsynthesizer und Gesang. Alternativ: Zwei Schlagzeuge, zwei Bässe (einer für tief und einer für funky), ein Analogsynthesizer und Gesang.

Schaut man sich Shitdisco an, bekommt man auch den Eindruck, dass da irgendjemand glaubt, elektronische Tanzmusik (der Vergangenheit der Gegenwart?) sei monoton. Bitte New Order live 1984 anschauen und Mstkrft und Punks Jump Up beim nächsten Konzert.

Wie bei so vielen Retro-Projekten verlassen sich die Produzenten von Shitdisco zu sehr auf einen Stil, auf einen Sound, auf eine Attitüde und zu wenig auf musikalisches Können und musikalische Ideen.

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