An ungeraden Tagen neu

Donnerstag, 1. Mai 2008

Tanz in den Mai



Um 20:59 schicke ich eine Bewerbung für eine WHK-STelle los. Im Freudentaumel über diese Leistung bin ich mir unsicher, ob ich mit Philipp ins beehive gehen soll oder einen (ideo)logischen Widerspruch aus meinem Konzeptpapier der Diss herausarbeiten. Ich entscheide mich für eine Dusche und Hanteln. Danach setze ich mich an den Computer. Meine Augen fallen zu. Philipp hat sich ins beehive verabschiedet, Tatjana ins Gebäude 9, wo ich auf keinen Fall hin will. Dort ist eins-und eins-und eins-und eins-und Pseudobalkanscheiße. Gegen halb zwölf und nach einer Tasse Kaffee gehe ich ich mit 2 Zehnern, zwei Weizen und den Haustürsclüsseln Richtung beehive. Ich treffe dort Philipp, Isa und einen Haufen Leute, die ich nicht kenne aber die Anderen.

Auf dem Tanzflur ist eine Dunkelhaarige mit einer Blonden. Die zweite kommt mir bekannt vor, aber egal, man kann sich irren. Ich unterhalte mich mit der Dunkelhaarigen, frage ob das zweite Bier, das sie hält, für mich ist. Sie lacht und sagt ja. Nein, das sagt sie nicht. Sie lacht und sagt, das ist für meine Freundin. Ich bekomme einen Schluck Die Blonde kommt wieder. Nach einiger Zeit erzählt mir die Dunkelhaarige, sie sei Restauratorin und ich ein Anglistik-Promovend. Ich staune. Sie sagt, das habe sie sofort erkannt.

Später erzählt sie, dass die Blonde sich für das Zimmer bei uns vorgestellt hat. Deswegen weiß die das und weil die Blonde das Zimmer nicht gekriegt hat, guckt sie so böse. Wie dem auch sei. Ich sage der Blonden, sie sei zu jung gewesen, und mache die Sache dadurch nicht besser. Philipp ist ja auch da, der das Zimmer wegen seines hohen Alters (war nicht mein Argument) bekommen hat. Die beiden stellen sich einander vor. Philipp bemerkt, dass in dem Laden die gleiche psychedelische Tapete ist, wie in dem Zimmer, was die Blonde nicht und P. wohl bekommen hat. Die Blonde lacht immer noch nicht. Auf jeden Fall unterhalte ich mich und tanze mit der Dunkelhaarigen und ich sage ich freue mich sie getroffen haben und vielleicht... aber dann kommt fiese Musik.

Ich hole die Leinentasche mit dem Weizen. Vor dem Rose Club stehen Typen mit praktischer Frisur und Winterjacken. Ich radele vorbei. Das Weizen verschwindet im Bauch, gesellt sich zum Kölsch und alle zusammen radeln wir den Ring hinunter. Vorm Tsunami steht eine Schlange. Jemand warnt mich, da ist Scheißmusik. Ich höre nichts von Außen. Ich glaube den Ohrenzeugen und radele zum Apropo, ebenfalls in der Südstadt. Dort soll es 60s Soul und Beat geben, aber ich höre etwas anderes und sehe komische Leute. Zurück zum Tsunami. Aufi, 5 Euro, rein.

Es bestätigt sich, dass der Tsunami zur Zeit der beste Club der Stadt ist. Kitty Atomic und Missy Stereo legen auf. Im Netz stand etwas von einer zweiten Tanzfläche... Wo bitte im Tsunami? Die zweite Fläche ist auf den beiden Quadratmetern vor den Klos und bringt sehr viel Spaß.

Ich werde in den folgenden drei Stunden einmal auf 17, einmal auf 26 und einmal auf höchsten 27 geschätzt. Na bitte, der Abend ist gerettet. Zu den Haaren gibt es nur die alten Kommentare: "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du schöne Haare hast?" und "Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aussiehst wie Tingeltangel-Bob?" Eine dunkelhaarige Brillenschlange bekommt als Antwort "Hat dir... dass du aussiehst wie die Emo-Sängerin mit schiefen Zähnen, deren Namen ich mir nicht merken kann?" Ihr Humor ist so unterentwickelt wie meiner wenn es um "Hat dir schon mal"-Fragen geht.

Die Beine bewegen sich und wollen nicht aufhören. Ich steige von Bier auf Cola um. Lieder die ich googlen will: irgenwas von Controller 7 und ein Lied mit der Zeile... scheiße. Irgentwas Deutsches. Sie... Komm ich wieder drauf bestimmt.

Das einzig nervige an einer "alternativen" Crowd ist, dass niemand zugibt, ein Lied wirklich zu mögen. Beim Tanzen sichert man sich dreimal ironisch ab. f(x)= - ich mag x (- ich mag x (- ich mag x (.....)) oder so ähnlich. Aber Tanzen ist immer zugleich ironisch und ernst.

Gegen halb 6 ist der Punkt zu gehen, für mich jedenfalls. Die Vögel zwitschern und es dämmert. Die Zeitung steckt hinter der Türklinke als ich zu Hause ankomme. Während ich das hier schreibe, stolpert P. mit einem Freund nach Hause. Der Tag der Arbeit erstrahlt in wachsender Herrlichkeit, und ich lege mich schlafen.

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