An ungeraden Tagen neu

Freitag, 11. April 2008

Kopftuchversuch 1

Gestern Nachmittag lief eine Türkin mit mattblauem Mantel vorbei. Sie trug ein dreifarbiges Kopftuch in weiß und zwei Blautönen. Jede dieser Farben war klarer und leuchtender als der Mantel.

Das Kopftuch war ein Hingucker, ohne Zweifel. Auch wenn der materielle Körper dadurch verdeckt wurde, war es dennoch ein Zeichen von Weiblichkeit – keiner westlichen Weiblichkeit, einer anderen Weiblichkeit.

Bekommt man im Westen Körper von Frauen zu Gesicht? In den Tagesthemen oder auf Plakaten von H&M? Ich bezweifele es. Körper werden auch bei uns inszeniert. Der materielle Körper wird durch das Kostüm oder den Bikini gestaltet.

Gibt es bei uns Haut zu sehen? In den Tagesthemen sehe ich die Mattheit von gepudertem Makeup, auf den Plakaten von H&M den perligen Glanz von Wasser oder den glitschigen von Öl. Wo gibt es Haut mit Poren und Pickeln?

Und wo gibt es bei uns Haare zu sehen – echte Haare, die Dinger auf der Haut sprießen? Frisuren gibt es, auf dem Kopf und anderswo. Haare sind körperlich und gehören frisiert oder rasiert im Westen, je nachdem wo sie gerade sprießen.

Weibliche Körper sind bei uns einem ebenso strengen oder vielleicht sogar strengerem Regime unterworfen als anderswo.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey Rainer! Schöne Beobachtung. Hm, wenn Reglementierung in oder als Ästethik codiert wird...
B.M.-B.

Anrainer hat gesagt…

Hallo Björn,
Verstehe nicht ganz, was du meinst.
???
R. H. H.